ParaMonitor - Longitudinale Studie zum Paratuberkulose-Monitoring in Milchviehherden
Bei der Bekämpfung der Paratuberkulose des Rindes kommt es darauf an, Rinderbestände zu erkennen, in denen Tiere den Erreger dieser Krankheit, Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis (MAP), ausscheiden. Bei ausreichend hohem Anteil solcher Ausscheider eignen sich hierfür auch Umgebungskotproben. Im Projekt ParaMonitor wurde nach einem kostengünstigen Ansatz zur Überwachung Paratuberkulose-unverdächtiger Milchviehherden gesucht. Hierfür müssen auch Bestände mit einem geringen oder sehr geringen Anteil der Ausscheider erkannt werden. Im Projekt wurde die Eignung von wiederholten Untersuchungen mit Umgebungskotproben, gepoolten Milchproben und Kombinationen dieser Probenarten zur Überwachung der Freiheit der Rinderherde geprüft.
Auf der Grundlage der Ergebnisse soll die Wahrscheinlichkeit der Freiheit einer Rinderherde von Paratuberkulose ermittelt werden. Diese Maßzahl soll ausdrücken, welche Sicherheit die für einen Bestand vorliegenden Befunde und Informationen einem potentiellen Käufer bieten, um bei einem Zukauf von Tieren aus der entsprechenden Herde eine Einschleppung von MAP zu vermeiden.
Projektablauf
In den Jahren 2020 und 2021 wurden in 36 Thüringer Milchviehherden jeweils zwölf Bestandsbesuche durch den Rindergesundheitsdienst durchgeführt. Bei jedem Bestandsbesuch wurden eine Gülle- und eine Sockentupfer-Probe sowie Sammelkotproben aus den Bereichen Vorwartehof, Haupttriebweg und Fress-/ Liegebereichen genommen. Diese Proben wurden mittels Kultur und PCR auf den Erreger der Paratuberkulose untersucht. Zusätzlich wurden im Rahmen der Milchleistungsprüfung entnommene Milchproben gepoolt und mittels ELISA auf MAP-Antikörper untersucht. Es konnte ein Modell zur statistischen Auswertung der Daten erarbeitet werden.
Projektzeitraum
Oktober 2019 – September 2022
Projektpartner
Thüringer Tierseuchenkasse AdöR
Qnetics GmbH
Assoziierte Wissenschaftspartner:
Justus-Liebig-Universität Gießen
Institut für Epidemiologie des Friedrich-Löffler-Institutes
Ergebnisse und Veröffentlichungen
Gepoolte Umgebungskotproben erwiesen sich als ähnlich sensitiv wie drei separat untersuchte Umgebungskotproben, wobei Arbeits- und Kostenaufwand für die Laboruntersuchung im Falle gepoolter Proben geringer sind. Nach zwölf Untersuchungen konnte mit Kombinationen von Umgebungskotproben eine Sensitivität von über 95 % erreicht werden. Die Sensitivität gepoolter Milch-Proben (50er Pools) lag nach ebenfalls zwölf Untersuchungen knapp darunter. Bei kombinierter Untersuchung von gepoolten Umgebungskotproben und gepoolten Milchproben wird nach acht Untersuchungszeitpunkten eine kumulative Sensitivität von über 99 % erreicht (siehe Abb. oben). Auf der Basis solch kombinierter Untersuchungen kann ein zuverlässiges Überwachungssystem für Paratuberkulose-unverdächtige Bestände etabliert werden (siehe Abb. oben). Zu beachten ist, dass im Falle der serologischen gepoolter Milch-Proben mit wenigen falsch-positiven Ergebnissen (positive Ergebnisse in Paratuberkulose-unverdächtigen Herden) gerechnet werden muss (etwas reduzierte Spezifität). Damit konnten die Grundlagen für die Berechnung der Wahrscheinlichkeit der Freiheit einer Rinderherde von Paratuberkulose gelegt werden.
Da die Ergebnisse davon beeinflusst werden, wie viele Tiere in den einzelnen Herden den Erreger der Paratuberkulose, Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis (MAP), ausscheiden, wurden die Daten einer zusätzlichen Analyse unterzogen. Milchviehherden mit mindestens 2 % Ausscheidern (z.B. eine Kuh in einer Herde von 50 Kühen) konnten bereits nach sieben Untersuchungen mittels gepoolten Umgebungskotproben mit circa 95%iger Sicherheit erkannt werden.
Zum Projekt wurden mehrere Fachbeiträge veröffentlicht:
Wichert A, Einax E, Hahn N, Klassen A, Donat K
Detection of Mycobacterium avium Subspecies Paratuberculosis in Pooled Fecal Samples by Fecal Culture and Real-Time PCR in Relation to Bacterial Density; Animals (Basel). 2021 May 29;11(6):1605.; doi: 10.3390/ani11061605.
Köhler H, Wichert A, Donat K
Variation in the Performance of Different Batches of Two Mycobacterium avium Subspecies paratuberculosis Antibody ELISAs Used for Pooled Milk Samples; Animals (Basel). 2022 Feb 12;12(4):442.; doi: 10.3390/ani12040442.
Wichert A, Kasbohm E, Einax E, Wehrend A, Donat K
Detection of Low MAP Shedder Prevalence in Large Free-Stall Dairy Herds by Repeated Testing of Environmental Samples and Pooled Milk Samples; Animals (Basel). 2022 May 25;12(11):1343.; doi: 10.3390/ani12111343.
Klassen A, Kasbohm E, Wichert A, Donat K
Kumulative Sensitivität und Spezifität wiederholter Untersuchungen auf Paratuberkulose mittels Umgebungskotproben und Milch-Pools in großen niedrig-prävalenten Milchviehherden
Vortrag auf der Tagung der Fachgruppe Epidemiologie und Dokumentation der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft in Oldenburg, 2022
Finanzierung
milch.bayern e.V.
Landesvereinigung Thüringer Milch e.V.
MitarbeiterIn
TÄ Annika Wichert
Rindergesundheitsdienst der Thüringer Tierseuchenkasse