Mit Hilfe einer kontrollierten und randomisierten Studie sollen die Effekte der Impfung auf die Zurückdrängung des Erregers Coxiella burnetii in Milchviehherden verifiziert und Einflüsse auf das Fruchtbarkeitsgeschehen untersucht werden. Der Erreger wird von chronisch infizierten Tieren bei Geburten und über die Milch ausgeschieden. Er ist auf den Menschen übertragbar. Dauerformen sind sehr lange haltbar. Besondere Relevanz hat Q-Fieber bei der Abgabe von Rohmilch ab Hof oder Vorzugsmilch und der Verarbeitung von Rohmilch.

Hintergrund

Die Infektion mit Coxiella burnetii (Coxiellose, Q-Fieber) von Rindern stellt besonders durch die Erregerausscheidung beim Kalben und über die Milch eine Infektionsgefährdung für Menschen dar. Deshalb werden in den Empfehlungen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft für hygienische Anforderungen an das Halten von Wiederkäuern vom 7. Juli 2014 (BAnz AT 01.08.2014 B1) spezielle Maßnahmen zum Schutz gegen Q-Fieber beschrieben.

Bei Rindern verläuft Q-Fieber meistens asymptomatisch [2, 3]. Sporadisch verursacht Q-Fieber bei Rindern Aborte, Früh- und Totgeburten und Geburten lebensschwacher Kälber [1] sowie Metritiden [2]. Manche Autoren sind der Ansicht, dass bei Rindern negative Auswirkungen auf die Reproduktionsleistung wahrscheinlicher sind als Aborte [3]. Allerdings bedarf diese Hypothese noch der Bestätigung [1]. Chronische Infektionen mit einer Dauerausscheidung von Coxiella burnetii sind möglich und fördern die Persistenz des Erregers in Rinderbeständen [3].

Infizierte Kühe scheiden bei der Kalbung große Mengen Coxiella burnetii mit dem Fruchtwasser und den Eihäuten aus. Die Übertragung erfolgt dann hauptsächlich aerogen über erregerhaltigen Staub [2]. Deshalb hat der Abkalbebereich eine zentrale Bedeutung bei der Verbreitung von Q-Fieber in einem Rinderbestand. Es wird vermutet, dass deutliche Auswirkungen von Q-Fieber auf Herdenebene v. a. dann bemerkt werden, wenn sich in einem kurzen Zeitraum viele empfängliche Färsen gegen Ende der Trächtigkeit bzw. um die Kalbung infizieren [5]. Um die oben erwähnten negativen Auswirkungen von Q-Fieber zu begrenzen, ist der Schutz empfänglicher Färsen wesentlich.

Die Impfung von Rindern wird in den Empfehlungen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft für hygienische Anforderungen an das Halten von Wiederkäuern vom 7. Juli 2014 (BAnz AT 01.08.2014 B1) als eine langfristige Bekämpfungsoption erwähnt. Eine Impfung mit bisher erhältlichen Impfstoffen schützt zwar nicht vollständig vor einer Infektion, reduziert aber die Häufigkeit klinischer Symptome und vermutlich auch die Erregerausscheidung [2]. In Deutschland steht der Impfstoff Coxevac von CEVA Santé Animale für Rinder zur Verfügung.

Die regelmäßige Impfung der Färsen eines Rinderbestandes vor der ersten Besamung wird als eine wesentliche Maßnahme zur Kontrolle von Q-Fieber in Rinderbeständen empfohlen [4]. In Thüringen wurden bei der Kontrolle von Q-Fieber in Schaf- und Ziegenherden mit der regelmäßigen Impfung der Zutreter über etliche Jahre gute Erfolge erzielt.

Zielstellung des Projekts

Es wird angenommen, dass empfängliche Färsen in Beständen, in denen Coxiella burnetii vorhanden ist, sich hauptsächlich im Zeitraum um die Kalbung infizieren und dann in der ersten Laktation eine reduzierte Fruchtbarkeit und Leistung zeigen. Da die Impfung mit Coxevac das Auftreten klinischer Symptome verringern soll, ist davon auszugehen, dass vor der ersten Besamung geimpfte Tiere keine, oder nur sehr geringe, Beeinträchtigungen zeigen. In einer kontrollierten, randomisierten Interventionsstudie sollen die Effekte einer Impfung mit Coxevac vor der ersten Besamung von Färsen in Herden mit Coxiella burnetii auf die Fruchtbarkeit und Leistung in der ersten Laktation bestimmt werden. Die Ergebnisse sollen in wissenschaftlichen Zeitschriften mit Gutachtersystem und in Vorträgen veröffentlicht werden und unmittelbar in die Beratung von Betrieben durch den RGD einfließen.

Projektzeitraum

2017 bis 2019

Finanzierung

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

RGD: Dr. Katja Hruschka, Wolfram Siebert, Dr. Stefanie Söllner-Donat;
TGD-Labor: Dr. Esra Einax, Dr. Ines Jost;
Datenanalyse: Dr. Veit Zoche-Golob (Ansprechpartner)

Quellen

  1. J. S. Agerholm, „Coxiella burnetii associated reproductive disorders in domestic animals – a critical review“, Acta Veterinaria Scandinavica, Bd. 55, S. 13, 2013.
  2. N. Arricau-Bouvery und A. Rodolakis, „Is Q fever an emerging or re-emerging zoonosis?“, Vet. Res., Bd. 36, Nr. 3, S. 327–349, Juni 2005.
  3. J. Böttcher, D. Frangoulidis, M. Schumacher, B. Janowetz, A. Gangl, und M. Alex, „The impact of Q fever-phase-specific milk serology for the diagnosis of puerperal and chronic milk shedding of C. burnetii in dairy cows“, Berl. Münch. Tierärztl. Wochenschr., Bd. 126, Nr. 9–10, S. 427–435, Okt. 2013.
  4. J. Böttcher, B. Janowetz und B. Motsch, „Vorschlag für eine Coxiellose-Kontrolle bei Milchkühen“, in Q-Fieber-Epidemiologie bei Tier und Mensch, Jena, Verlag der DVG Service GmbH, Gießen, 2016, S. 1.
  5. J. Böttcher, B. Motsch und B. Janowetz, „Der Coxiellose-Zyklus bei Milchkühen“, in Epidemiologie infektiöser Faktorenkrankheiten, Jena, Verlag der DVG Service GmbH, Gießen, 2016, S. 68.