In der Berliner und Münchener tierärztlichen Wochenschrift haben Mitarbeiter/-innen der Sächsischen und Thüringer Tierseuchenkassen die Ergebnisse einer gemeinsamen Studie über die Häufigkeit von Paratuberkulose veröffentlicht.

Zusammenfassung

Für die Schätzung der Prävalenz von Paratuberkulose in einer bestimmten Region sind flächendeckende und mit einem einheitlichen Verfahren durchgeführte Untersuchungen notwendig. Für die Diagnostik auf Herdenebene hat sich der Nachweis von Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis (MAP) in Sockentupfern als kostengünstiges und einfach durchzuführendes Probenahmeverfahren bewährt. Ziel der vorliegenden Studie war es, eine erste Schätzung der Prävalenz auf Herdenebene in Sachsen und Thüringen zu ermöglichen. Insgesamt wurde aus 225 Rinderherden (Sachsen: 108, Thüringen: 117) je ein Sockentupfer entnommen und molekularbiologisch auf MAP untersucht. Mittels eines Fragebogens wurden Daten zu Herdengröße und Produktionsrichtung erhoben und deren Einfluss auf die Prävalenz mithilfe eines logistischen Regressionsmodells ermittelt. Insgesamt wurden 68 Herden (30,2 %) mit positivem und 157 (69,8 %) mit negativem Ergebnis untersucht. MAP-positive Sockentupfer wurden signifikant häufiger in Herden mit mehr als 100 Kühen festgestellt (Chancenverhältnis 4,13). Hinsichtlich der Produktionsrichtung (Milchviehbetriebe: 32 %; Mutterkuhbetriebe:19,5 % positive PCR-Untersuchungen) zeigten sich keine signifikanten Unterschiede. Für Sachsen wurde auf der Basis der scheinbaren Prävalenz eine wahre Prävalenz unter Einbeziehung von Sensitivität und Spezifität des diagnostischen Tests auf Herdenebene von 34 % (95%iges Konfidenzintervall: 20–48 %) und für Thüringen von 56 % (95%iges Konfidenzintervall: 42–70 %) geschätzt. Aufgrund der Ergebnisse ist festzustellen, dass die Paratuberkulose in einem erheblichen Anteil der Rinderherden in Sachsen und Thüringen vorkommt. Dabei sind große Herden häufiger betroffen als kleine Herden. Zielgerichtete Bekämpfungs- und Präventionsmaßnahmen erscheinen sinnvoll, um eine künftige Weiterverbreitung der Erkrankung einzudämmen.

Schlüsselwörter

Paratuberkulose, Prävalenz, Herdenebene, Sockentupfer, PCR

R. Pützschel, E. Einax, V. Zoche-Golob, und K. Donat, „Verbreitung der Infektion mit Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis in Rinderbeständen in Sachsen und Thüringen auf Herdenebene“, Berliner und Münchener tierarztliche Wochenschrift, Bd. 130, Nr. 1 / 2, S. 21–28, 2017.
DOI: 10.2376/0005-9366-16030