Verfahren der Entwurmung
In Veröffentlichungen wird weltweit über eine abnehmende Wirksamkeit von Medikamenten gegenüber Endoparasiten (Resistenzen) bei Pferden berichtet. Resistenzen von kleinen Strongyliden gegenüber Benzimidazol- und Pyrantelpräparaten sowie von Spulwürmern gegenüber Ivermectin und Moxidectin sind bereits nachgewiesen. Auch in Thüringen wurde von Pferdepraktikern schon mehrmals der Verdacht auf derartige Resistenzen geäußert.
Kleine Strongyliden stellen heutzutage die Wurmart mit der höchsten Verbreitung bei Pferden dar, wobei die Infektion häufig symptomlos verläuft. Beobachtet werden jedoch auch Todesfälle bei jüngeren Pferden infolge der larvalen Form der Parasitose. Dabei überwintern die Larven der kleinen Strongyliden in einer Ruhephase (Hypobiose) in der Dickdarmwand, um dann durch einen noch unbekannten Reiz zu tausenden aus der Darmwand ins Darminnere auszuwandern (s. Bild 1). Bei dieser Aktivierung hinterlassen sie massive Entzündungsreaktionen; die betroffenen Pferde bekommen einen unstillbaren Durchfall und sterben an Austrocknung und –zehrung.
Für das Pferd gibt es derzeit vier zugelassene Wirkstoffe in Deutschland gegen Rundwürmer: Pyrantel, Benzimidazol, Ivermectin und Moxidectin. In absehbarer Zeit ist kein neuer Wirkstoff zugelassen für Pferde zu erwarten.
Es gibt zwei grundsätzliche Möglichkeiten, Endoparasiten bei Pferden planmäßig zu bekämpfen: Entweder die strategische oder die selektive Behandlung.
Bei der strategischen Entwurmung werden zumeist alle Pferde eines Bestandes regelmäßig, z. B. zweimal pro Jahr (Frühjahr + Herbst) gegen Endoparasiten behandelt. Die Frühjahresbehandlung sollte 1 – 2 Monate nach Weideaustrieb und die Herbstbehandlung um den Nikolaustag erfolgen. Da das Parasitenvorkommen in jedem Betrieb unterschiedlich ist (abhängig von Bestandsdichte, Weidefläche, Weidemanagement usw.), empfiehlt es sich, in der zweiten Jahreshälfte den Befall der Pferde anhand von Kotproben zu untersuchen. Tiere, die viele Parasitenstadien ausscheiden, sollten zusätzlich medikamentös behandelt werden.
Um der Resistenzentwicklung entgegenzuwirken, wird in den letzten Jahren die so genannte selektive Entwurmung von erwachsenen Pferden postuliert. Bei dieser Bekämpfungsform werden nicht mehr alle Pferde des Bestandes behandelt, sondern nur noch die Tiere, die zu einem Zeitpunkt mehr als eine bestimmte Anzahl an Wurmeiern mit dem Kot ausscheiden. Da die Menge der ausgeschiedenen Strongylideneier beim einzelnen Pferd ohne Behandlung relativ stabil bleibt, soll sich ein Gleichgewicht zwischen Wirt (Pferd) und Parasit einstellen. Diese Würmer sollen als sogenannte Refugien dienen, d.h. sie sollen keinen Kontakt mit einem Wurmmedikament bekommen und somit auch keine Resistenzen ausbilden. Ziel ist es, so wenig wie nötig zu entwurmen und somit die Resistenzentwicklung zu verlangsamen.
Die selektive Entwurmung setzt voraus, dass neben einer gezielten parasitologischen Kotprobendiagnostik ein bestandsspezifischer Entwurmungsplan erarbeitet und eingehalten wird. Durch die Anwendung der selektiven Entwurmung und dem damit verbundenen reduzierten Einsatz von Antiparasitaria können neben der Verlangsamung der Resistenzentwicklung auch die Umweltbelastung durch die Ausscheidung von Arzneimittelrückstanden vermindert und gleichzeitig Medikamentenkosten eingespart werden. Zudem wird durch die häufigeren Kotuntersuchungen ein relevanter Bandwurmbefall im Bestand ebenfalls sicherer erfasst.
Mittels Anwendung des Eizahlreduktionstestes sollen die Wirksamkeit der Behandlung überprüft und Resistenzen aufgedeckt werden. Die Wirksamkeit wird aus der Menge der ausgeschiedenen Eier vor und ca. 2 Wochen nach der Entwurmung für das angewendete Medikament berechnet. Der Eizahlreduktionstest kann jedoch nur bei Pferden angewendet werden, die mehr als 200 Strongylideneier pro Gramm Kot ausscheiden. In vielen Beständen mit adulten Pferden stehen bei entsprechender Weidehygiene allerdings nur einige Pferde, die dafür in Frage kommen. Eine uneingeschränkte Wirksamkeit der Medikamente ist dann gegeben, wenn bei Ivermectin und Moxidectin nach der Behandlung maximal 5% und bei Benzimidazol und Pyrantel höchstens noch 10% der Eianzahl von vor der Behandlung nachweisbar sind.
Ein weiterer Indikator für die Resistenzentwicklung ist die Zeitspanne zwischen Behandlung und dem ersten Wiederauftreten der Wurmeier im Kot. Sie sollte für Benzimidazol 4-6, Pyrantel 5-7, Ivermectin 8-13 und Moxidectin 14-24 Wochen betragen. In Bezug auf die kleinen Strongyliden ist dieses Intervall bei einigen Populationen in Deutschland nach Behandlung mit Ivermectin bereits z. T. deutlich verkürzt.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die selektive Entwurmung bei ausgewachsenen Pferden in Beständen mit erwachsenen Pferden machbar und sinnvoll ist. Wo diese Strategie nicht möglich oder gewollt ist, bleibt die strategische Behandlung eine gangbare Alternative, wenn sie nur so häufig wie nötig durchgeführt wird. Die Notwenigkeit sollte anhand von Kotproben ermittelt werden.
Mittels Eizahlreduktionstest sollte die Resistenzsituation in jedem einzelnen Pferdebetrieb überprüft und ein entsprechender Entwurmungsplan aufgestellt werden.
Den Basismaßnahmen der Parasitenbekämpfung wie Kot von der Koppel ablesen, nicht überweiden, Düngung mit Kalkstickstoff usw. fällt eine immer bedeutendere Rolle zu. Diese sollten neben dem Einsatz von Medikamenten Standard in jedem Betrieb sein.
Der Pferdegesundheitsdienst hilft Ihnen gerne bei der Entnahme der Kotproben sowie in Zusammenarbeit mit Ihrem Hoftierarzt bei der Erstellung eines Behandlungsplanes. Die Diagnostik der Kotpoben kann im TGD-Labor der Thüringer Tierseuchenkasse erfolgen und wird beihilferechtlich im Rahmen des Programms zur Förderung der Tiergesundheit in Pferdebeständen finanziell unterstützt. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an den Pferdgesundheitsdienst.
Dr. Uwe Hörügel
Pferdegesundheitsdienst
SÄCHSISCHE TIERSEUCHENKASSE
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