Projekt zur Verbesserung der Spurenelementversorgung in extensiven Pferdebetrieben Thüringens (2016 – 2017)
Die extensive Weidehaltung von Pferden erfreut sich auch in Thüringen stetig zunehmender Beliebtheit. Vielen Pferdehaltern ist es ein Bedürfnis, ihre Tiere art- und tierschutzgerecht unterzubringen. Diese naturnahe Haltungsform kann allerdings mit erheblichen gesundheitlichen Problemen einhergehen (z.B. Atypische Weidemyopathie).
Die bedarfsgerechte Versorgung mit Spurenelementen wie Zink, Selen, Mangan und Kupfer über das Grundfutter ist eine Schwierigkeit in der extensiven Pferdehaltung. Aus einer Mangelsituation können gesundheitliche Probleme wie Fruchtbarkeitsstörungen, Schwächungen des Immunsystems, Muskelerkrankungen, Hufqualitätsverluste, Hauterkrankungen sowie Wachstumsstörungen resultieren.
ur Prophylaxe dieser Krankheiten, sollten geeignete Vitamin-, Mineralstoff- und Spurenelementmischungen an die Pferde verfüttert werden. Allerdings ist bekannt, dass die Resorptionsrate anorganischer Supplementierungen individuell sehr unterschiedlich ist. Zudem ist der Markt an Zusatzfuttermitteln für Pferde für den Tierhalter sehr unübersichtlich und viele Pferdebesitzer sind mit der richtigen Auswahl oft überfordert.
Organische Verbindungen sind teuer und kommen in der Regel nur in der Therapie bzw. Metaphylaxe zum Einsatz.
Eine weitere Schwierigkeit stellt die Einschätzung der Versorgungslage am Pferd dar. Als am aussagekräftigsten ist in dem Zusammenhang die Analyse der Selenkonzentration im Blutserum anzusehen.
Ziel
Das Ziel des Projektes war es, die Versorgung extensiv gehaltener Pferde mit Selen in ausgewählten Thüringer Pferdebeständen anhand von regelmäßig entnommenen Blutproben sowie der Einschätzung der Selenaufnahme zu analysieren.
Die Ergebnisse sollen helfen, den Pferdehaltern in Thüringen die Auswahl des richtigen Mineralstoffgemisches für ihre Pferde zu erleichtern.
Material und Methoden
Das Projekt wurde in ausgewählten Thüringer Pferdehaltungen in den Jahren 2016 und 2017 durchgeführt werden, um eine aussagekräftige Stichprobe zu erhalten. Für die Tierhalter waren die Probenentnahmen sowie die Laboranalysen bei Teilnahme am Projekt kostenneutral. Die Besorgung und Bezahlung des Mineralstoffgemisches oblag dem Pferdehalter.
Die Analyse der Blutproben auf den Selengehalt erfolgte im Labor SYNLAB Analytics & Services Germany GmbH. Die Weiterleitung der Proben übernam das TGD-Labor in Jena.
Der Gesundheitsstatus der Tiere wurde vom PGD bei jedem Bestandsbesuch erfasst.
Die Auswertung der Ergebnisse erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Institut für Tierernährung, Ernährungsschäden und Diätetik der Universität Leipzig.
Ergebnisse
Der Referenzbereich für die Selenkonzentration im Blut wird von dem untersuchenden Labor mit 0,6 – 2,5 µmol/l angegeben. In der Auswertung wurden 0,6 – 1,0 µmol/l als unterer, 1,0 – 2,0 µmol/l als mittlerer und 2,0 – 2,5 µmol/l als oberer Normbereich definiert.
Bis auf einzelne Ausnahmen schien die Selenversorgung über das Grundfutter (Gras, Heu, Heulage, Stroh) in allen an dem Projekt beteiligten Betrieben nicht auszureichen, um die Selenkonzentrationen im Blut der Pferde in den Referenzbereich zu bringen. Die Ausnahmen sind 2 Betriebe, bei denen zumindest im Frühjahr mit Beginn der Weidesaison sowie in einem der beiden Betriebe auch im Sommer die Selenversorgung über das Gras als ausreichend einzuschätzen war. In dem einen Betrieb wurde eine intensive Weidepflege betrieben und in dem anderen eine absolut extensive Beweidung auf sehr großen Flächen.
Die Supplementierung über die verwendeten Minerallecksteine hatte nur einen marginalen Einfluss auf die Selenkonzentrationen im Blut der Pferde. Insbesondere bei ausschließlicher Heufütterung im Winter wurde dies deutlich.
Die Selenversorgung über Leckmassen erschien dagegen viel besser geeignet. Allerdings waren Konzentrationen von 45 mg Na-Selenit und mehr pro kg in der Lage, bei manchen Pferden Selenkonzentrationen z. T. oberhalb des Referenzbereiches zu erzeugen. Das war sicherlich auch abhängig von den Präferenzen der einzelnen Pferde sowie dem Selengehalt der Grundfutterration. In anderen Betrieben führten Leckmassen mit 45 bzw. 50 mg Na-Selenit/kg nicht zu überhöhten Blutkonzentrationen.
Die Pferde sollten in ihrem Leckverhalten auch genau beobachtet werden, um Tiere zu erkennen, die zu wenig Leckmasse und damit Selen aufnehmen. Diese wiesen z. T. Selenkonzentrationen unterhalb der Norm auf.
Die Einzeltierfütterung mit Equimin in der vom Hersteller angegeben Dosierung führte zu hohen Selenkonzentrationen im Blut der Pferde. Hier erscheint eine Dosierung entsprechend der unteren Grenze (20 g/100 kg) oder sogar darunter (10 g/100 kg) ausreichend. Das Reformin plus war ebenfalls geeignet, die Selenkonzentrationen im Blut der Pferde innerhalb der Referenzwerte zu halten.
Trotz der z. T. sehr unterschiedlichen Selenkonzentrationen wurden bei den Pferden keine klinischen Erscheinungen eines Selenmangels oder einer –überversorgung bemerkt. Das hing möglicherweise damit zusammen, dass die Tiere mit zu niedrigen Werten entweder nur als Freizeitpferde oder Zuchtstuten genutzt wurden.
Die Blutuntersuchung der Pferde auf die Selenkonzentration ist ein Instrument zur Überprüfung der Versorgung mit Selen und sollte stichprobenartig in jedem Pferdebestand durchgeführt werden. Dadurch ist es möglich, eine geeignete Selensupplementierung für jeden einzelnen Betrieb abzuleiten. Pauschale Empfehlungen sind sehr ungenau.
Dr. Uwe Hörügel
Pferdegesundheitsdienst
SÄCHSISCHE TIERSEUCHENKASSE
Löwenstr. 7a | 01099 Dresden
Tel: +493518060821 | Fax: +493518060812 | Mobil: +491714836069
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! | http://www.thtsk.de