-ABGESCHLOSSEN-

Kälberprojekt - Einfluss hygienischer Maßnahmen im Rahmen der Paratuberkulosebekämpfung auf die Kälbergesundheit in Milchviehbeständen


Ziel dieses Projektes war es, Ursachen von Kälberverlusten in Milchviehbeständen zu untersuchen und Empfehlungen zur Minimierung dieser zu geben. Ein besonderes Augenmerk dabei liegt auf den im Rahmen einer Paratuberkulosesanierung optimierten Managementfaktoren, weshalb Betriebe mit einer laufenden bzw. erfolgreich durchgeführten Sanierung der Paratuberkulose besonders berücksichtigt werden.

Im Rahmen des Projektes soll ein Vergleich zwischen Betrieben mit einer laufenden bzw. erfolgreich abgeschlossenen Sanierung der Paratuberkulose und solchen ohne Sanierungsverfahren stattfinden. Dieser Vergleich soll Aufschluss über den Einfluss von Managementfaktoren, die im Laufe des Sanierungsverfahrens optimiert wurden, auf die Kälbergesundheit und die Kälberverlustrate geben. Weiterhin soll die Situation bezüglich der Kälberverluste in Thüringen im Vergleich zum Jahr 2007 evaluiert werden. Parallel dazu sollen weitere Einflussfaktoren auf das Vorkommen von Krankheiten der Kälber identifiziert werden.


Projektablauf

Das Projekt konzentrierte sich auf die Kälbersterblichkeit im Zusammenhang mit dem JD-Herdenstatus. In einer Längsschnittstudie wurde der Zusammenhang zwischen der jährlichen Kälbersterblichkeitsrate von insgesamt 93 Milchviehbetrieben (13 „unverdächtige“, 26 in der Kontrollphase, 54 nicht erfasst) in zehn aufeinanderfolgenden Jahren und dem JD-Herdenstatus mit Hilfe eines verallgemeinerten gemischten linearen Modells mit wiederholten Messungen untersucht.

Weiterhin wurden im Rahmen des Projektes in 99 thüringischen und 27 bayrischen Milchviehbetrieben pro Betrieb zehn Kühe kurz vor der Kalbung untersucht. Dazu werden Blut- und Harnproben entnommen und die Kühe klinisch untersucht (Versorgungs- und Gesundheitsstatus der Mutter). Nach der Kalbung wurde von jeder Kuh eine Probe des Erstkolostrums gewonnen (Kolostrumqualität) und von dem dazugehörigen Kalb am zweiten Lebenstag eine Blutprobe entnommen, um den Versorgungsstatus des Kalbes zu untersuchen. Zusätzlich wurde eine klinische Untersuchung dieser Kälber zwischen dem 7. und 14. Lebenstag und eine Labordiagnostik bezüglich relevanter Durchfallerregern in Kotproben durchgeführt.

Unabhängig von der Mutter-Kalb-Untersuchung wurden pro Bestand von sieben Kälbern im Alter von ca. acht Lebenswochen Kotproben zur Untersuchung auf Kokzidien entnommen.

Ergänzend zu den Untersuchungen und der Diagnostik am Tier wurden Daten zu Kalbeverlauf, dem Auftreten von Erkrankungen des Kalbes und deren Therapie sowie durchgeführte Maßnahmen zur Prophylaxe erfasst. Weiterhin wurden im Rahmen eines Bestandsdurchgangs und im Gespräch mit dem Herdenmanager Daten zum Management, zur Hygiene und zur Tiergesundheit im Bestand erhoben.


Projektzeitraum

Januar 2017 – Dezember 2018


Projektpartner

  • Thüringer Tierseuchenkasse, Jena
  • Justus-Liebig-Universität Gießen, Fachbereich Veterinärmedizin, Tierklinik für Reproduktionsmedizin und Neugeborenenkunde

Ergebnisse und Veröffentlichungen

Rinderbestände mit dem Status „Paratuberkulose-unverdächtig“ hatten eine niedrigere Kälbersterblichkeitsrate im Vergleich zu anderen Betrieben. Wir schließen daraus, dass sich die Einführung von Maßnahmen zur Bekämpfung der Paratuberkulose positiv auf die Senkung der Kälbersterblichkeitsrate auswirkt.

Ein wichtiges Ergebnis, auch mit Bezug zur Bekämpfung der Paratuberkulose war, dass die Kälbersterblichkeit war in Betrieben geringer, in denen die Kälber sofort mit Kolostrum vom eigenen Muttertier versorgt wurden. Ebenso korrelierte ein regelmäßiger Austausch von Saugern am Nuckeleimer mit einer geringeren Kälbersterblichkeit.

Die Ergebnisse der Studie zu Beziehungen zwischen dem präpartalen Stoffwechsel der Kuh und dem Brix-Wert des Kolostrums sowie zur Immunglobulin-Konzentration im Serum des Kalbes geben Hinweise auf mögliche Einflüsse des präpartalen Stoffwechsels der Kuh auf den Brix-Wert des Kolostrums sowie die Immunglobulin- und Protein-Konzentration im Serum des Kalbes. Dabei sind die Serumaktivität der GLDH sowie die Serumkonzentrationen von Calcium, FFS und der Serumglobuline von besonderem Interesse. Es wurde gezeigt, dass Stoffwechseluntersuchungen in der Trockenstehperiode dazu beitragen können, mögliche Ursachen für einen mangelhaften Transfer von Immunglobulinen zu identifizieren. Muttertierimpfungen in der Trockenstehperiode und ganztägige Geburtsüberwachung, die eine rechtzeitige Kolostrumversorgung ermöglicht und das Risiko einer Dystokie minimieren kann, erwiesen sich hierfür als wichtige Managementfaktoren.

Weiterhin wurde gezeigt, dass die Selenversorgung der Kühe vor der Geburt ist ein Schlüsselfaktor für die passive Übertragung von Immunglobulinen auf neugeborene Kälber ist. Die Selenversorgung von Kühen im geburtsnahen Zeitraum sollte überwacht werden, wenn die passive Übertragung fehlschlägt. Eine Selen-Supplementierung im Falle einer unzureichenden Versorgung der Kuh kann das den passiven Immunglobulinen-Transfer bei Kälbern verbessern. 

Bezüglich der Totgeburtenrate wurde ermittelt, dass die Konditionierung der Kühe vor der Kalbung ein wichtiges Handlungsfeld zu deren Vermeidung ist. Die Tiere sollten weder zu mager noch überkonditioniert zur Kalbung kommen. Bei magern und überkonditionierten Kühen sollte eine intensivere Geburtsüberwachung stattfinden, um zum richtigen Zeitpunkt fachgerecht Geburtshilfe leisten zu können.


Fachbeiträge 

Donat K, Einax E, Klassen A

Evaluation of the Thuringian Bovine Johne's Disease Control Program - a case study. Animals 2022, 12, 12, 493. https://doi.org/10.3390/ani12040493

Immler M, Failing K, Gärtner T, Wehrend A, Donat K
Associations between the metabolic status of the cow and colostrum quality as determined by Brix refractometry; J Dairy Sci. 2021 Sep;104(9):10131-10142., doi: 10.3168/jds.2020-19812.

Immler M, Büttner K, Gärtner T, Wehrend A, Donat K
Maternal Impact on Serum Immunoglobulin and Total Protein Concentration in Dairy Calves; Animals (Basel). 2022 Mar 17;12(6):755., doi: 10.3390/ani12060755.

Manuela Immler (2022):
„Untersuchungen zu Beziehungen zwischen dem metabolischen Status der Kuh ante partum und der Immunglobulinkonzentration des Kolostrums sowie der Immunglobulin- und Gesamtproteinkonzentration im Blutserum des neugeborenen Kalbes“
Dissertationsschrift