Die Förderung der Gesundheit und des Wohlergehens der Schafe und Ziegen erfolgt durch die tiergesundheitliche Beratung der Tierhalter und Tierhalterinnen, die Unterstützung diagnostischer Maßnahmen und Maßnahmen zur Vorbeugung von Herdengesundheitsproblemen. Damit geht einher, dass die durch Krankheiten und inadäquate Haltung, Fütterung und Betreuung verursachten Tierverluste vermieden und die Erkrankungshäufigkeit reduziert wird. Das Programm leistet somit auch einen Beitrag zur Reduzierung des Arzneimitteleinsatzes in der Tierhaltung.
Programmteil 1: Tiergesundheitsmonitoring und Früherkennung von Seuchen des der Schafe und Ziegen
Dieser Programmteil dient der Früherkennung und Verhütung der im öffentlichen Interesse bedeutsamen Tierseuchen der Schafe und Ziegen im Sinne fachgerechter Diagnostik einschließlich Differentialdiagnostik von Infektionskrankheiten und Parasitosen sowie der Verhinderung der Weiterverbreitung der Seuchen.
Diagnostik
- klinische Untersuchung von Schafen und Ziegen des Bestandes,
- pathologische und labordiagnostische Untersuchungen zur Feststellung der Krankheits- oder Todesursache bei Krankheits- bzw. Abortgeschehen,
- mikrobiologische, virologische und parasitologische Monitoringuntersuchungen zur Feststellung des Erregerspektrums und der Resistenzlage,
- epidemiologische Analysen und Untersuchungen,
- Erfassung bestehender prophylaktischer und metaphylaktischer Maßnahmen
Maßnahmen
- Erarbeitung betrieblicher Maßnahmen, insbesondere betriebsspezifische Prophylaxe- und Therapiekonzepte mit den Schwerpunkten
- Eindämmung der Ausbreitung von Infektionskrankheiten im Schaf- und Ziegenbestand unter Berücksichtigung der epidemiologischen Gegebenheiten,
- Etablierung eines geeigneten Impfregimes,
- wirksame Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen,
- Gewährleistung einer guten Haltungs- und Weidehygiene
Programmteil 2: Verbesserung der Eutergesundheit und des Verbraucherschutzes in der Schaf- und Ziegenmilchgewinnung
Ziel ist die Verbesserung des gesundheitlichen Verbraucherschutzes und der hygienischen Wertigkeit der Rohmilch und die Sicherung der Eutergesundheit und des Wohlergehens der Milchschafe und Milchziegen.
Wichtige Maßnahmen sind:
- mikrobiologische Untersuchung von Milchproben zur Feststellung des Erregerspektrums einschließlich der Resistenzlage,
- Durchführung klinischer Untersuchungen im Schaf- und Ziegenbestand einschließlich Differentialdiagnostik und weiterführender Untersuchungen
- Festlegung weiterführende Maßnahmen zur Reduzierung der Euterinfektionen, insbesondere Analyse und Bewertung der Melkarbeit, Melkroutine und Arbeitsorganisation, Melk- und Milchhygiene sowie Stallhygiene und Herdenmanagement
Programmteil 3: Förderung des Tierwohls durch Gewährleistung tiergerechter Haltung und Fütterung
Dieser Programmteil dient der Förderung des Tierwohls bei Schafen und Ziegen in Thüringen, insbesondere der Gewährleistung des Tierschutzes und des Wohlergehens der Tiere in einer den Bedürfnissen der Tierart angepassten Haltungsumgebung bei tierartgerechter Fütterung und adäquater Betreuung. Dabei geht es vor allem um die Erkennung und Verringerung haltungs- und fütterungsbedingter Krankheiten bei Schafen und Ziegen, welche zu Beeinträchtigungen der Gesundheit und des Wohlergehens der Tiere führen.
Ausgangspunkt ist die Bestandsbeurteilung zur Erkennung der Ursachen haltungs- und fütterungsbedingter Krankheiten der Schafe und Ziegen mit den Elementen
- klinische Untersuchung von Schafen und Ziegen, einschließlich gezielter Bonituren,
- Analyse der Gesundheits- und Leistungsdaten,
- Bewertung des Haltungssystems einschließlich der Fütterungs- und Tränkepraxis zur Erkennung von Schwachstellen insbesondere hinsichtlich des Risikos für Technopathien sowie des hygienischen Zustands,
- Beurteilung von Stallklima und -lüftung,
- Beurteilung der Weideführung und Hütepraxis,
Ergänzend können geeignete labordiagnostischer Untersuchungen durchgeführt werden zur
- Beurteilung des metabolischen Status der Schafe und Ziegen,
- Abklärung der Unbedenklichkeit von Futtermitteln und Weideflächen, auch hinsichtlich Intoxikationen,
- differentialdiagnostischen Abklärung anderer Krankheits- oder Todesursachen
Programmteil 4: Bekämpfung der Caprinen Arthritis und Encephalitis (CAE) bei den Ziegen sowie Maedi/Visna bei den Schafen
Ziel ist die Bekämpfung der Infektionen mit dem Lentivirus der kleinen Wiederkäuer und die Schaffung von CAE- bzw. Maedi/Visna – unverdächtigen Beständen mit besonderem Fokus auf die Herdbuchbetriebe.
Als CAE-unverdächtig bzw. Maedi/Visna-unverdächtig gilt ein Bestand, in dem bei serologischen Untersuchungen aller Schafe und Ziegen des Bestandes ab einem Alter von 12 Monaten dreimal im Abstand von jeweils sechs Monaten sowie einer weiteren Untersuchung im Abstand von zwölf Monaten ausschließlich negative Untersuchungsergebnisse nachgewiesen und keine verdächtigen klinischen, pathologisch-anatomischen oder pathologisch-histologischen Befunde erhoben worden sind.
Bei gemeinsamer Haltung von Schafen und Ziegen im gleichen Bestand müssen bei der CAE-Sanierung der Ziegen auch alle Schafe und bei der Maedi/Visna-Sanierung der Schafe auch alle Ziegen des Bestandes mit untersucht werden.
Werden Tiere aus anerkannt CAE- bzw. Maedi/Visna unverdächtigen Beständen zugekauft, wird dieser Status nach Vorlage der entsprechenden Dokumente übernommen.
Der Schaf- und Ziegengesundheitsdienst überwacht die Durchführung der vorgeschriebenen Untersuchungen aller Ziegen/Schafe >12 Monate in Sanierungsbeständen und sofortige Merzung aller Reagenten. Ihm obliegt auch die Zertifizierung der Ziegenbestände als „CAE-unverdächtig“ und der Schafbestände als „Maedi/Visna-unverdächtig“. Bei langjähriger Unverdächtigkeit erfolgen die Folgeuntersuchungen als Stichprobe.
Tabelle 1: Anzahl der auf CAE/Maedi untersuchten Ziege und Schafe in Thüringen 2023
Programmteil 5: Bekämpfung der Coxiella burnetii-Infektion der Schafe und Ziegen (Q-Fieber)
Ziel dieses Programmteils ist Verhinderung infektiöser Aborte und Genitalinfektionen durch Infektionen der Schafe und Ziegen mit Coxiella burnetii (Erreger des Q-Fiebers) und die Prophylaxe von Infektionen beim Menschen mit dem Erreger des Q-Fiebers durch Reduktion der Erregerausscheidung bei Schafen und Ziegen, insbesondere bei Geburten, Aborten sowie bei geburtshilflichen und zuchthygienischen Maßnahmen am Tier.
Nach entsprechender Diagnostik zur Abklärung von Aborten durch pathologische Untersuchung der Abortsubstrate, molekularbiologische Untersuchung von Eihautabstrichen und Scheidentupfern sowie serologische Untersuchung Blut- und Milchproben der Muttertiere werden betrieblicher Diagnostik- und Maßnahmepläne erarbeitet. Die Maßnahmen orientieren sich an den Empfehlungen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft für hygienische Anforderungen an das Halten von Wiederkäuern. In infizierten Beständen und in solchen Beständen, von denen ein hohes Risiko für die öffentliche Gesundheit ausgeht, ist als langfristige Bekämpfungsoption die Impfung in Betracht zu ziehen.
Programmteil 6: Bekämpfung der Pseudotuberkulose in Schaf- und Ziegenbeständen
Angestrebt wird die Schaffung von Pseudotuberkulose-unverdächtigen Ziegen- und Milchschafbeständen zur Sicherung des Tierwohls und des vorbeugenden gesundheitlichen Verbraucherschutzes. Wegen möglicher Infektionen des Menschen mit dem Erreger Corynebakterium pseudotuberculosis besteht ein Zoonosepotenzial.
Pseudotuberkulose-unverdächtige Bestände werden jährlich klinisch (adspektorisch und palpatorisch) untersucht und es erfolgt eine serologische Untersuchung aller über zwölf Monate alten Schafe und Ziegen, bei langjähriger Freiheit als Stichprobe. Positive Tiere sind schnellstmöglich aus dem Bestand zu entfernen. |
Foto: Pseudotuberkuloseabszess des Buglymphknotens bei einer Ziege |
Programmteil 7: Bekämpfung der Scrapie in Schaf- und Ziegenbeständen
Beabsichtigt ist die Erhöhung des Anteils scrapieresistenter Schafe in der Thüringer Schafpopulation und Schaffung von Schafbeständen mit scrapieresistenten Zuchttieren zur Unterstützung der Bekämpfung der Scrapie der Schafe und Ziegen. Das soll durch eine stärkere Verbreitung des Scrapie-Resistenzgens unter den Zuchtböcken durch Förderung der Verbreitung von G1- und G2-Böcken in der Thüringer Schafpopulation erreicht werden.
Hierzu wird von den zur Zucht vorgesehenen Tieren durch den Schafgesundheitsdienst eine Blutprobe entnommen und in einem zur Genotypisierung zertifizierten Labor untersucht.
Die Tierseuchenkasse fördert den Erwerb von G1-Böcken mit einer Beihilfe.
Tabelle 2: Vergleich der Ergebnisse Scrapie-Genotypisierung 2001 mit 2023 in Thüringen (n =25.591)